Als ich zur Jahrtausendwende in der Internen Revision begann, bestand die Anforderung, dass alle Prüfungsergebnisse vergleichbar und unabhängig davon, wer prüft, identisch sein müssen.
Das Problem dabei ist, dass man die Annahme hatte, dass unsere Prüfungstätigkeit wie in einer Fabrik linear-kausal abgewickelt werden kann.
Meine sehr erfahrenen Revisionskollegen fanden das nicht gut, fanden aber keine rationalen Erklärungen für ihr negatives Bauchgefühl.
Mit den von mir entwickelten Prüfungskategorien, die ich Ihnen im Podcast #231 vorgestellt habe, kann man die Probleme dieser Annahme auch auf der rationalen Ebene erklären.
Viel allgemeiner erklärt es Henry Mintzberg in seinem neuen Buch „Understanding Organizations … finally!“ Ich kann es jedem Revisor und jeder Revisorin nur empfehlen. Denn nur wer Organisationen versteht, kann die Angemessenheit ihrer Governance beurteilen.
Folgendes Zitat bringt es auf den Punkt:
„Perhaps nothing has broken the spirit of our professional services more than these imposed technocratic fixes.“
Die erfahrenen Prüfer bekamen auf die Nase, wenn sie vom vordefinierten technokratischen linear-kausalen Weg abwichen – auch wenn sie sensationelle Feststellungen hatten.
Sie durften ihre Prüfernase nicht mehr zum Einsatz bringen! Sie mussten nach Schema F vorgehen.
Nicht in jedem Kontext ist ein linear-kausales Prüfungsvorgehen sinnvoll. In anderen Kontexten muss man anders vorgehen. Dann kann die Prüfernase wieder zum Einsatz kommen!
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören und erfolgreiche Prüfungsprozesse!