Am Beispiel der zweiten S-Bahn Stammstrecke in München wird uns in diesem Podcast ein Musterbeispiel für Verzögerungstaktiken vor Augen geführt. Der Grund hierfür ist, dass dieser Sachverhalt Ende 2020, im Vorfeld der Bundestagswahl im Herbst 2021, kein „Gewinnerthema im Wahlkampf“ war. Aus diesem Grund sah die damalige politische Linie der Bayerischen Staatskanzlei eine dilatorische Behandlung des Themas bis nach der Wahl vor.
Falls Ihnen dieses Wort, so wie mir, vorher noch nie begegnet war: „dilatorisch“ bedeutet aufschiebend, verzögernd, verschleppend, hinhaltend.
Gegen solche Verzögerungstaktiken hilft, die eigenen Revisionsprozesse so zu definieren, dass den Zeitspielen, so weit es möglich ist, Einhalt geboten wird. Z.B. sollte man nicht unnötig lange auf eine Stellungnahme warten müssen. Definieren Sie in Ihren Rahmenbedingungen, dass Sie grundsätzlich nur X Tage Zeit gewähren. Dass Sie diese Frist in begründeten Ausnahmefällen (bei Urlaub, Krankheit etc.) Ihrer Revisionspartner individuell verlängern, versteht sich von selbst.
Was können Sie tun, wenn Sie sich dennoch in so einer Situation wiederfinden?
Der Worst Case ist definitiv, wenn Sie sich selbst hineinsteigern und emotional die Fassung verlieren. Es hilft zu erkennen, dass man es mit einem unschönen Thema zu tun hat, z.B. einem Thema, das den Ambitionen des Chefs entgegenläuft, ja sie sogar zerstören kann. Ist es da nicht menschlich, dass auf Zeit gespielt wird?
Bewahren Sie sich eine Haltung der Neugier und fragen Sie sich:
- Was wird wohl als Nächstes kommen?
- Welche der üblichen Taktiken wird genutzt werden?
- Auf welche neue Art und Weise wird wohl auf Zeit gespielt werden?
- Wird ein fehlendes Budget vorgeschoben?
- Welche anderen spannenden Verzögerungstaktiken und Ablenkungsmanöver werden durchgeführt werden?
Dann kann man auch solchen Situationen mit Gelassenheit entgegensehen. „Kenne ich, dachte ich mir“, oder sogar: „Ok, das ist neu, da wäre ich jetzt selbst nicht drauf gekommen ;-)“
Versuchen Sie also, wenn Sie ein dilatorisches Vorgehen als solches erkennen, es so weit wie möglich mit Humor zu nehmen.
Wichtig ist, dass Sie den gesamten Vorgang gut dokumentieren.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören und erfolgreiche Prüfungsprozesse!
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